Werkstattgespräch mit Landesbischof July im Schauspiel Stuttgart
Stuttgart. Das am Mittwochvormittag verkündete Urteil des Bundesverfassungerichts zur Sterbehilfe könne die Gesellschaft verändern - ähnlich wie bei werdendem Leben die Pränataltests auf Mongoloismus: Der gesellschaftliche Druck auf Betroffene drohe größer zu werden, sagte Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July am Mittwochabend bei einem Werkstattgespräch im Schauspielhaus Stuttgart. Dort feiert am Samstag das Stück „Weltwärts“ Premiere - auch darin geht es um das Thema Sterbehilfe.
Das Werkstattgespräch mit Theaterschaffenden hätte eigentlich schon im vergangenen Jahr stattfinden sollen, war dann aber kurzfristig verschoben worden. Nun entwickelte sich der Meinungsaustausch am frühen Abend jenes Tages, an dem die Karlsruher Verfassungsrichter das bisherige strikte Verbot von organisierter Sterbehilfe kippten: „Es gibt Zufälle...“, kommentierte Schauspiel-Intendant und „Weltwärts"-Regisseur Burkhard C. Kosminski. Denn dass die Diskussion mit dem württembergischen Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July ausgerechnet auf den Tag der Gerichtsentscheidung fällt, „das war nicht geplant“.
„Betreiben Suizidprävention“
Gerade wegen des Termins aber gewann das Gespräch an Brisanz. Und July machte keinen Hehl daraus, dass er persönlich enttäuscht ist über das Sterbehilfe-Urteil der höchsten deutschen Richter. Denn Kirche und Diakonie haben bislang immer „Suizidprävention betrieben“ - indem sie Betroffenen und deren Angehörigen „andere Wege aufzeigten“, auf Hilfsangebote für das Weiterleben aufmerksam machten und ansonsten auf den spirituellen Grundsatz bauten: „Ich nehme das Leben aus Gottes Hand.“
Alte und Kranke einfach wegräumen?
Gleichwohl aber war sich der Landesbischof mit Intendant Kosminski einig: Es gibt bei der Bewertung der Sterbehilfe kein prinzipielles „Gut“ oder „Schlecht“.
Einerseits gehe es um individuelle ethische Entscheidungen in einer dramatischen Lebenssituation. Andererseits aber müsse die Gesellschaft nun Antworten auf die Frage geben, wie Alte und Schwerkranke vor einem generellen Erwartungsdruck geschützt werden können.
Dramaturgin Gwendolyne Melchinger drückte es so aus: „Es darf keine Gesellschaft entstehen, die Alte und Kranke einfach wegräumt.“ Die vom Verfassungsgericht am Mittwoch betonte Freiheit bedeute auch Verantwortung.
Warnung vor gesellschaftlichem Druck
Vor gesellschaftlichem Druck hatten Landesbischof July und Oberkirchenrat Dieter Kaufmann als Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Diakonie bereits im vergangenen Jahr gewarnt, als der minimalinvasive Pränataltest auf Trisomie 21 (Down-Syndrom) in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen wurde. Dadurch, so ihre Argumentation, wachse der gesellschaftliche Druck auf werdende Eltern, nur noch gesunde Kinder zur Welt kommen zu lassen.
July übersetzte die nun erweiterten Möglichkeiten vorgeburtlicher Diagnostik auf der einen und organisierter Sterbehilfe auf der anderen Seite so: „Wir stellen selber die (Lebens-)Uhr an und ab.“
Theologen uneinig
Er räumte aber zugleich ein, dass selbst unter evangelischen Theologen die Meinungen zur Sterbehilfe auseinandergehen: So erinnerte er an den früheren CDU-Politiker und Pfarrer Peter Hintze, der sich vehement für eine Freigabe der Sterbehilfe eingesetzt hatte. In einem Interview ein Jahr vor seinem Krebstod hatte Hintze betont: Gott habe „uns geschaffen, damit wir unser Schicksal selbst bestimmen“.
„Noch mehr Beratungsarbeit“
Und was nun? Die Diskussionen gehen weiter. Intendant Kosminski berichtete von einer „sehr individuellen Debatte“ der Theaterschaffenden am Rande der „Weltwärts“-Hauptprobe am Dienstag. Landesbischof July sieht für Kirche und Diakonie die Pflicht von „noch mehr Beratungsarbeit“ - ohne jedoch denjenigen den erhobenen Zeigefinger entgegenzuhalten, die ihr von Karlsruhe bestätigtes Selbstbestimmungsrecht in letzter Konsequenz wahrnehmen.
Denn insgesamt gehe es um die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes. Als ehemaliger Chef des Diakonie-Klinikums Schwäbisch Hall weiß July aus Erfahrung: „Der Tod ist nicht nur ein Freund, er kann auch ein erbärmlicher Feind sein.“
Siegfried Denzel
„Weltwärts“ des US-amerikanischen Dramatikers Noah Haidle feiert am Samstag, 29. Februar, um 19.30 Uhr am Schauspiel Stuttgart Premiere. Es handelt von der sterbenskranken Enddreißigerin Anna, die sich nach einer Abschiedszeremonie entscheidet, selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden. Ausgerechnet ihre Mutter, eine Hebamme, soll ihr dabei helfen; nachdem sie ungezählte Seelen „weltwärts“ gebracht hatte, bietet sie nun seit einiger Zeit assistierte Suizide an. In der Familie führt Annas Entscheidung und die Rolle der Mutter zu erheblichen Diskussionen. Restkarten für die Premiere sind noch erhältlich.
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